Karl Günther Hufnagel

 

 

 



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Seite 70 - 72

Er hatte das Gespräch mit den Straßenkehrern. "Warum lassen Sie mich nicht da liegen?" fragte er die Männer.
"Es ist Zeit zum Aufstehen."
"Sie verwechseln mich mit den Blättern, die es herübergeweht hat."
"Wir können uns nicht aufhalten mit Ihnen."
"Ich bin bald soweit."
"Wir arbeiten, und Sie faulenzen."
"Da haben Sie recht."
"Also los."
"Nur noch diese Minute."
"Nein."

Er konnte nicht widersprechen, es blieb ihm nichts, als sich wieder auf den Weg zu machen. Es war keine neue Erkenntnis, daß Straßen in der Stadt angelegt worden waren, um zwischen den Häusern herumlaufen zu können, doch ihn überraschte diesen Augenblick die Erfahrung. Kurz vor fünf am Morgen, er würde den Zeitplan nicht durcheinanderbringen. Noch wenige Autos, ein paar Trunkene, die ihre Strecke zurücklegten, die Straße schien farblos, das Licht der Neonröhren mischte sich mit dem Morgengrauen, als klebe Nebel an den Fassaden, die Bäume auf dem Streifen in der Mitte der Fahrbahn zeigten die Richtung an, machten den Damm ohne Ende, als habe die Verwaltung sie gepflanzt, die Größe des Gebietes vorzutäuschen, das sie im Griff hatte, dem keiner entrinnen konnte, es waren aber nur vierzig Minuten zu gehen bis zur nächsten Unterführung, das wußte Halberbusch, und er konnte vorher abbiegen, während er die feuchte Luft einsog, deren Kälte er erst in den Lungen spürte, er mochte die Tageszeit, vor der Kneipe mit den wechselnd blinkenden Lampen bewegte sich eine dunkelhäutige Nutte, sie hatte die Hände in den Ärmeln des Mantels aus Fuchspelz stecken, die Schultern hoch, die Ohren zu schützen, doch trug sie keine Mütze, das Kraushaar war kurz geschoren, der Kopf klein über dem Pelz, sie schaute fraglos nach ihm, er antwortete ebenso, sie hatten sich verstanden, noch ehe sie sich tatsächlich bemerkt hatten, als er vorbei war, hätte er gerne zurückgeschaut, ihr Freundschaft zu bedeuten, aber sie hätte ihn dann gering geachtet, gleich darauf hatte er sie vergessen, er schwenkte in die Seitenstraße ein, kurz vor halb sechs war er da, das Kind schlief noch.